Donnerstag, 24. November 2011

Vogelspinnen fotografieren - Kameraeinstellungen

Willkommen zum zweiten Teil der Serie "Vogelspinnen richtig fotografieren".

2. Kameraeinstellungen - reicht der Automatikmodus?
In der Regel stößt der Automatikmodus bei Makroaufnahmen an seine natürlichen Grenzen. Besonders bei Bridge-, System- oder Spiegelreflexkameras sollte sich der Fotograf mit gewissen Einstellungen vertraut machen. Nur so lässt sich die wirkliche Leistung seiner Kamera voll ausschöpfen.

Im Folgenden möchte ich die wichtigsten Einstellungen erläutern und Tipps geben, welche davon sinnvoll sind bei der Fotografie von Vogelspinnen. Dabei gehe ich davon aus, dass Bilder komprimiert im JPEG Format gespeichert werden. Fotografen, die in RAW speichern wissen wahrscheinlich was sie tun und benötigen keine Anleitung von mir. :)

Grundeinstellungen
  • Bildqualität/Komprimierung - Sollte auf der best möglichen Qualität eingestellt sein, also mit dem meisten Speicherplatzbedarf je Foto. Bei Nikon bspw. heißt diese üblicherweise "JPEG fine".
  • Bildgröße - Sollte auf die größt mögliche Auflösung eingestellt sein, also mit dem meisten Speicherplatzbedarf je Foto. Bei Nikon bspw. heißt diese üblicherweise "Large".
  • Lichtempfindlichkeit - Sollte wenn möglich auf den niedrigsten ISO Wert eingestellt werden. Je höher der Wert, desto höher ist das sogenannte Bildrauschen.
  • Weißabgleich - Hängt immer vom aktuellen Licht und der Kamera ab. Bei manchen Kameras funktioniert der Weißabgleich auf Automatik sehr gut, bei anderen wiederum nicht. Bei extremen Farbtemperaturen ist man meistens gezwungen, den Weißabgleich manuell einzustellen. Bei vielen Kameras kann man sogar den genauen Wert in Kelvin einstellen. Kennt man die Farbtemperatur seiner Beleuchtung, dann ist das natürlich die optimale Lösung.

Erweiterte Einstellungen

  • Programme - Neben dem Automatikmodus bietet eigentlich jede Kamera verschiedene andere Modi. Je nach Modus sind manche Einstellungen aktiviert oder deaktiviert. Generell gilt dass im Automatikmodus die meisten Einstellungen deaktiviert sind, weswegen man in der Makro-Fotografie ein anderes Programm wählen sollte. Manche Kameras bieten auch sogenannte Motivprogramme, die sich für die gewählte Situationen wie Portrait, Landschaft oder auch Makro besonders gut eignen sollen. Ich persönlich halte nichts von diesen Programmen und stelle die gewünschten Parameter lieber selber ein. Den größten Einstellungsspielraum bietet das Programm "M" für manuell und ist damit auch am besten für die Fotografie von Vogelspinnen geeignet.
  • Fokussieren - Wenn möglich, dann sollte man in der Makro-Fotografie manuell fokussieren, um sicher zu gehen dass die gewünschte Ebene scharf ist. Bei automatischer Fokussierung ist unbedingt der folgende Punkt zur Messfeldsteuerung zu beachten.
  • Autofokus-Messfeldsteuerung - Im Automatik-Modus ist die AF-Messfeldsteuerung meistens auf dynamisch voreingestellt, was bedeutet dass die Kamera alle vorhandenen Messfelder nutzt und selber entscheidet, auf welches Objekt fokussiert wird. Für die Makro-Fotografie sollte man die Steuerung auf Einzelfeld stellen und das Messfeld benutzen, wo das Objekt scharf gestellt werden soll (meistens das mittlere).
  • Verschlusszeit - Die Verschlusszeit bezeichnet die Zeit, in der belichtet wird. Je länger diese Zeit, desto mehr Licht fällt auf den Sensor. Gleichzeitig steigt dann aber auch die Verwacklungsgefahr bei Freihandaufnahmen. Je kürzer die Verschlusszeit, desto weniger Licht trifft auf den Sensor und desto kleiner ist die Verwacklungsgefahr. Die Verschlusszeit steht in enger Verbindung mit der Blende und dem vorhandenen Licht. Je mehr Licht und je kleiner die Blendenzahl (also größere Blende), desto kürzer können die Verschlusszeiten gewählt werden. Für Freihandaufnahmen sollte die Verschlusszeit nicht über 1/60 sec. liegen. Ich empfehle eine Verschlusszeit von 1/200 sec., was bei den für Makro-Aufnahmen üblichen kleinen Blenden aber auch viel Licht vorraussetzt. Ein Bildstabilisator kann bei Freihandaufnahmen zusätzlich helfen und längere Verschlusszeiten ermöglichen.
  • Blende - Bezeichnet ursprünglich eine mechanische Vorrichtung an Objektiven, um den Lichtdurchlass zu verändern. Für die Makro-Fotografie ist die Wahl der Blende von großer Bedeutung, weil durch sie die Tiefenschärfe beeinflusst wird. Dabei gilt, je keiner die Blende (also größere Blendenzahl), desto größer die Schärfentiefe, also der Bereich, der als scharf wahrgenommen wird. Wie oben beschrieben, hängt die Wahl der Blende aber auch mit der Verschlusszeit und dem verfügbaren Licht zusammen. Es gibt noch weitere Faktoren, die die Blendenwahl beeinflussen, wie das Objektiv, der Abstand zum fotografierenden Objekt und die Sensorgröße. Deshalb kann hier pauschal keine "optimale" Zahl für die Blende genannt werden. Wichtig ist nur, immer gezielt mit verschiedenen Blenden zu testen, um so das optimale Ergebnis zu bekommen.
  • Belichtung Messmodus - Bezeichnet die Art, wie die Kamera die richtige Belichtung misst. Dabei können meist drei Modi angegeben werden: Integral, Mittenbetont und Spot. Bei der Integralmessung wird die Belichtung für das gesamte Bild gemessen, bei Mittenbetont ist der Schwerpunkt der Messung allgemein in der Mitte, bei Spot wird nur ein ganz kleiner Teil in der Mitte für die Belichtungsmessung berücksichtigt. Bei der Makro-Fotografie ist der Messmodus nicht so wichtig, weil wir sowieso fast alles manuell einstellen. Für andere Motivprogramme sollte der Messmodus auf Mittenbetont oder Spot stehen - hier muss getestet werden, was je nach Umgebung und Objekt die besseren Ergebnisse liefert. Kleine Korrekturen in der Belichtung erreicht man mit der nachfolgend erklärten Belichtungskorrektur.
  • Belichtungskorrektur - Bezeichnet die absichtlich von der Messung abweichende, manuelle Korrektur der Belichtung. Selbst einfache Kompaktkameras verfügen über diese Einstellmöglichkeit, die meistens mit einem +/- gekennzeichnet ist und in der Maßeinheit EV (Exposure Value) angegeben wird. Gerade in besonders schwierigen Lichtverhältnissen kann man hiermit gezielt der automatischen Belichtung entgegen steuern. Ist das Motiv zu dunkel, dann wählt man einen Wert im positiven Bereich (für eine minimale Veränderung z.B. +0.3 EV). Ist es zu hell, so wählt man einen Wert im negativen Bereich (für eine große Veränderung z.B. -2.0 EV). Bei der Belichtungskorrektur wird automatisch die Blende angepasst bzw. die Belichtungszeit, falls die Blende nicht weiter verändert werden kann. Besitzer von Bridge- System- oder Spiegelreflexkameras mit einem komplett manuellen Programm-Modus können die Belichtung natürlich wie oben beschrieben gezielt über die Wahl der Blende + Verschlusszeit selber einstellen. Bei Kompaktkameras und der Nutzung des Automatik-Modus ist die Belichtungskorrektur allerdings eine sehr nützliche Einstellmöglicheit.

Je nach Kameratyp sind die Einstellmöglichkeiten natürlich total verschieden und konnten hier leider nur grob skizziert werden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es für die Fotografie von Vogelspinnen einfach unerlässlich ist, so viele Parameter wie möglich selbst einzustellen und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Parametern zu verstehen.

Wie immer macht Übung den Meister - probiert einfach mal verschiedene Kombinationen aus und tastet Euch langsam an die perfekten Einstellungen heran. Dabei sollten schlechte Ergebnisse nicht abschrecken - denn aus Fehlern lernt man bekanntlich am besten. :)

Bei Freihandaufnahmen werdet Ihr wahrscheinlich schnell an Eure Grenzen stoßen, weil entweder das verfügbare Licht nicht ausreicht, oder der interne Blitz zu hartes Licht bzw. zu starke Schatten erzeugt. Welches Equipment jetzt hilfreich sein kann und wie Ihr es richtig einsetzt, erfahrt Ihr im nächsten Beitrag:

3. Das richtige Zubehör - Licht, Stativ und Co.

Sonntag, 20. November 2011

Vogelspinnen fotografieren - die Wahl der richtigen Kamera

Willkommen zum ersten Teil der Serie "Vogelspinnen richtig fotografieren".

1. Die Wahl der richtigen Kamera - muss es unbedingt eine Spiegelreflex sein?
Diese Frage ist sehr schnell beantwortet: Nein. Ansprechende Fotos gelingen auch mit preiswerten Kompaktkameras. Andere Faktoren sind viel entscheidender für ein brauchbares Foto.

Trotzdem wird der Fotograf natürlich durch sein Arbeitsgerät beschränkt. Die interne Kamera eines Smartphones reicht vielleicht für einen Schnappschuss, allerdings stößt sie bei der Makrofotografie sehr schnell an ihre Grenzen.

Hier eine Übersicht der aktuell gängigen Kamera-Klassen:
  • Eingebaute Handy-Kameras - protzen mit Megapixeln, produzieren aber nur Schrott - für die Fotografie von Vogelspinnen absolut ungeeignet.
  • Kompaktkameras - eingeschränkt durch ihre Optik und Einstellmöglichkeiten, bieten Kompaktkameras keinen großen Gestaltungsspielraum, eignen sich aber dennoch für die Makrofotografie. Besonders für Anfänger, die ausschließlich im Automatik-Modus fotografieren, ist die Kompaktkamera immer noch eine gute und sehr preisgünstige Wahl. (Preise liegen bei etwas 100-300 Euro)
  • Bridge-Kameras - bieten eine Vielzahl an Einstellmöglichkeiten, haben aber eine fest integrierte Optik und meist einen kleinen Sensor, wie bei Kompaktkameras. Sie eignen sich sehr gut für die Fotografie von Vogelspinnen und sind die erste Wahl für ambitionierte Hobbyfotografen, die keine Angst vor manuellen Einstellungen haben, aber nur über ein begrenztes Budget verfügen. (Preise liegen bei etwa 200-500 Euro)
  • System-Kameras - vereinen die Vorzüge von Spiegelreflexkameras und kompakten. Sie bieten wechselbare Objektive, einen großen Sensor und eine Vielzahl an Einstellmöglichkeiten - und das alles in einer sehr kompakten Bauweise. Der Nachteil ist, dass sie nicht viel günstiger als eine Spiegelreflex sind. Mit anständigen Optiken ist man sehr schnell bei Preisen über 1000€. Sie eignen sich also eher für den betuchten Hobbyfotografen oder als Zweitkamera für den Profi.
  • Spiegelreflexkameras - durch ihre großen Sensoren, wechselbaren Objektive, die Vielzahl an Einstellmöglichkeiten und das große Angebot an Zubehör bieten sie dem Fotografen den größt möglichen Gestaltungsspielraum. Günstige Bodies mitsamt Kit-Objektiv gibt es bereits ab ca. 400€. Die Kit-Optiken sind aber meist von eher minderwertiger Qualität - so ist die Enttäuschung des ersten Schnappschusses oft groß. Eine gute Makro-Festbrennweite kostet dann gerne mal das gleiche wie das komplette Kamera-Set, oder sogar noch mehr. Spiegelreflexkameras eignen sich somit für den betuchten Hobbyfotografen und natürlich dem Profi.

Die Wahl der richtigen Kamera hängt in erster Linie natürlich vom Budget ab. Man sollte sich aber auch selber fragen, wie weit man sich mit der Materie befassen möchte.
Für Leute mit geringem Budget oder die, die über den Automatik-Modus nicht hinaus möchten, empfehle ich die klassische Kompaktkamera.
Möchte man sich näher mit der Fotografie beschäftigen, aber nicht mehr als 300-500€ für eine Kamera ausgeben, dann empfehle ich den Kauf einer Bridge-Kamera.

Alle die tiefer in die Tasche greifen möchten, sollten sich persönlich im Fachgeschäft beraten lassen. System- oder Spiegelreflexkameras sollte man einmal in der Hand gehalten und sich die Einstellungen und Menüführung angeschaut haben. Welches System es letztendlich sein soll, hängt dann vom persönlichen Geschmack ab. Für die Fotografie von Vogelspinnen sollte man dann am besten gleich ein Makro-Objektiv mit Festbrennweite dazu kaufen.

Hier geht es zum nächsten Beitrag dieser Serie:
2. Kameraeinstellungen - reicht der Automatikmodus?

Vogelspinnen richtig fotografieren

In einem Punkt sind wir uns wahrscheinlich alle einig: Vogelspinnen sind wunderschöne und interessante Haustiere. Doch wie rückt man diese Tiere in das richtige Licht? Welche Ausrüstung braucht man, um ein hochwertiges Foto seines Pfleglings machen zu können? Muss es unbedingt eine Spiegelreflex Kamera sein, oder reicht das Hightech-Handy mit integrierter 10 Megapixel Kamera?

Wie immer liegt die Antwort irgendwo dazwischen und kann nicht in ein paar Sätzen gegeben werden.

Was überhaupt ein "gutes Foto" ist, liegt natürlich in erster Linie im Auge des Betrachters. Für mich müssen folgende Punkte erfüllt sein, damit ein Foto als gut bezeichnet werden kann:
  1. Der Schärfeberereich liegt auf der richtigen Stelle. Beispiel: Lichtet man eine Vogelspinne in der Gesamtheit ab, so sollte der schärfste Bereich auf dem Augenhügel liegen und bspw. nicht auf einem Bein.
  2. Keine wichtigen Teile des Objektes sind abgeschnitten. Bei einer Komplettaufnahme der Vogelspinne sollte also kein Fuß abgeschnitten sein.
  3. Keine störenden Objekte im Foto. Dazu gehören bei Vogelspinnen z.B. die Scheiben des Terrariums, Wasserschalen oder Objekte, die im Hintergrund stehen, wie z.B. eine Schreibtischlampe.
  4. Eine korrekte Farbabstimmung. Das menschliche Auge verfügt über eine chromatische Adaption und kann verschiedene Farbtemperaturen automatisch korrigieren. Bei einer Kamera erledigt dies der automatische Weißabgleich, der aber bei extremen Situationen, wie z.B. Leuchtstoffröhren im Terrarium, oft daneben liegt. Das Resultat ist dann ein Foto mit z.B. zu starken Blautönen.
  5. Eine ansprechende Bildkomposition. Dabei muss nicht unbedingt immer die Regel des goldenen Schnitts gelten. Bei einem Vogelspinnen-Portrait darf ruhig das wichtigste Objekt in der Mitte des Bildes abgebildet sein. Dies kann z.B. der Augenhügel sein.
Hier einige Beispiele zur Verdeutlichung:


Das obige Bild ist im Prinzip der GAU der Vogelspinnen-Fotografie. Der Schärfebereich liegt irgendwo auf dem Hinterteil, der Augenhügel ist unscharf, die Füße unten sind abgeschnitten, die Terrarienscheiben spiegeln, der Weißabgleich ist falsch, woraus ein starker Rotstich resultiert und von Bildkomposition kann nicht die Rede sein.

Das sieht schon etwas besser aus - immerhin passen die Farben. Der Schärfebereich liegt über die gesamte Spinne und darüber hinaus. Das Holzbrett ist dadurch ebenfalls scharf und lenkt vom eigentlichen Motiv ab. Allgemein ist das Foto langweilig komponiert und einfach uninteressant.

Es wird immer besser, aber immer noch nicht gut. Der Schärfebereich liegt auf dem Hinterteil, der Augenhügel hingegen ist unscharf. Der Fotograf hätte sich außerdem entscheiden sollen - möchte man die gesamte Spinne ablichten, oder nur ein interessantes Detail? Für die Gesamtaufnahme sind die Beine leider abgeschnitten, für eine Detailaufnahme des Augenhügels ist man allerdings noch nicht nah genug dran.

Aber wie sieht denn nun ein "gutes" Vogelspinnen-Foto aus?


In meinen Augen ist das obige Foto ein Beispiel für eine gute Detailaufnahme einer Grammostola pulchripes. Die Schärfe liegt genau auf dem Augenhügel, die Farben sind satt und stimmig und keine störenden Elemente lenken vom Motiv ab. Vielleicht ist das Foto noch nicht perfekt - aber gut ist es allemal. ;)
In weiteren Blogbeiträgen möchte ich Euch die wichtigsten Faktoren für ein gutes Foto näher erläutern:
  1. Die Wahl der richtigen Kamera - muss es unbedingt eine Spiegelreflex sein?
  2. Kameraeinstellungen - reicht der Automatikmodus?
  3. Das richtige Zubehör - Licht, Stativ und Co.
  4. Die richtige Umgebung - muss ich die Vogelspinne zum Fotografieren aus dem Terrarium nehmen?
  5. Bildbearbeitung - der letzte Feinschliff mit Photoshop und Co.
Ich hoffe Ihr habt Spaß beim Lesen und Ausprobieren!

P.S. Ich bin kein Profi-Fotograf, sondern möchte hier lediglich meine Erfahrung mit Euch teilen. Konstruktive Kritik ist immer gerne gesehen - aber bitte keine Klugscheißerei. ;)