Sonntag, 29. Januar 2012

Ventrale Geschlechtsbestimmung

Wie funktioniert die ventrale Geschlechtsbestimmung bei Vogelspinnen?

Vorneweg sei gesagt, dass die ventrale Geschlechtsbestimmung nie eine 100%ige Aussage über das Geschlecht geben kann. Wer wirklich Sicherheit haben möchte, der sollte das Geschlecht anhand einer Exuvie bestimen. Allgemein sollte die Spinne eine gewisse Größe haben. Ab ca. 30% der Endgröße hat man bereits gute Chancen auf Erfolg. Außerdem spielen Gattung und Art eine gewisse Rolle. Bestimmte Gattungen, wie z.B. Poecilotheria gelten allgemein als etwas schwerer zu bestimmen, Avicularia beispielsweise leichter.

Anhand von zwei Poecilotheria subfusca mit ca. 2,5cm Körperlänge möchte ich Euch die ventrale Bestimmung des Geschlechts näher erläutern.

Man betrachte folgende zwei Fotos. Um welche Geschlechter handelt es sich?





















Keine Ahnung? Tja, ich auch nicht. :)

Das Problem ist das Licht. Bei gleichmäßiger oder frontaler Beleuchtung (Blitzlicht) kommen die entscheidenen Bereiche nicht richtig zur Geltung.

Es folgen Fotos der gleichen Tiere, in gleicher Position, diesmal aber mit anderer Beleuchtung.





















Jetzt lässt sich relativ einfach erkennen, dass es sich links sehr wahrscheinlich um ein Männchen und rechts um ein Weibchen handelt. Beim Männchen kann man sehr schön das Spinnfeld sehen, beim Weibchen ist oberhalb des horizontalen "Strichs" (Epigastralfurche) nichts zu erkennen. Vergrößert wird es noch deutlicher:















Zur Verdeutlichung habe ich im folgenden Bild die reflektierenden Haare des Spinnfeldes beim Männchen rot eingefärbt:


Der entscheidene Trick ist die richtige Beleuchtung. Am besten verwendet man eine starke Taschenlampe und leuchtet aus Richtung Chelizeren ungefähr im 30 Grad Winkel auf den Geschlechtsbereich.


Wichtig ist, außer der Taschenlampe, keine zusätzlichen Lichtquellen zu benutzen.

Avicularia versicolor eignen sich sehr gut zum üben. Im richtigen Winkel angestrahlt haben die Männchen einen leuchtend blauen Punkt, der einem förmlich ins Auge springt.

Probiert es einfach mal selber aus!

P.S. Ich übernehme keine Haftung oder Garantie für die Geschlechtsbestimmung mit dieser Methode. Wenn Ihr Euch sicher sein wollt, dann bitte immer mit Exuvie prüfen!

Donnerstag, 26. Januar 2012

Vogelspinnen fotografieren - Die richtige Umgebung

Willkommen zum vierten Teil der Serie "Vogelspinnen richtig fotografieren".

4. Die richtige Umgebung - muss ich die Vogelspinne zum Fotografieren aus dem Terrarium nehmen?
Die besten Bedingungen für die Fotografie von Vogelspinnen bekommt man natürlich, wenn man das Tier dafür aus dem Terrarium nimmt. Diesen Stress sollte man der Spinne aber nur äußerst selten zumuten und am besten Gelegenheiten nutzen, bei der man das Tier sowieso rausnehmen müsste, wie z.B. bei einer Reinigung des Terrariums.

Die Tiere sollte man beim Hantieren niemals mit der bloßen Hand anfassen, sondern immer einen Behälter zu Hilfe nehmen, wie z.B. eine Heimchendose.

Natürlich kann man sein Tier auch innerhalb des Terrariums fotografieren, muss dann aber Abstriche beim Licht und der Gestaltung der Umgebung in Kauf nehmen.

Tipps für die Fotografie im Terrarium
  • Glas führt so gut wie immer zu unschönen Reflexionen. Wenn es also möglich ist, dann sollte unbedingt die Frontscheibe entfernt werden. Im Idealfall sind keinerlei Glassscheiben auf dem Foto zu sehen.
  • Futtertierreste und sonstiger "Müll" sollte entfernt werden.
  • Störende Gegenstände die in das Foto hineinragen und vom Motiv ablenken sind ebenfalls zu entfernen. Der Klassiker ist hier z.B die Wasserschale.
  • Einer der häufigsten Fehler beim Fotografieren im Terrarium ist der falsche Weißabgleich. Leuchstoffröhren führen zu einem Blaustich, normale Glühlampen zu einem Rotstich. Hier kann man mit einem gezielten Weißabgleich an der Kamera entgegen wirken. Ideal ist natürlich Tageslicht. Dazu kann man das Terrarium z.B. vor ein Fenster auf den Boden stellen. Direkte Sonneneinstrahlung sollte allerdings vermieden werden.
Tipps für die Fotografie außerhalb des Terrariums
Zunächst einmal sollte man sich Gedanken über eine geeignete Umgebung machen. Diese sollte so natürlich wie nur möglich wirken und farblich einen guten Kontrast zur Spinne geben. Für dunkle Vogelspinnen benutze ich eine helle Korkrückwand, für hellere Tiere eine Schiefersteinplatte, die ich in freier Natur gefunden habe. Man kann auch eine extra Box nur zum Fotografieren herrichten, die man z.B. mit Erde, Moosen, Laub, Steinen und Holz ausstattet, um eine besonders natürlich wirkende Umgebung zu erzeugen.
Dunkle Schiefersteinplatte.
Korkrückwand mit angebautem weißen Reflektor zum indirekten Blitzen.

Jetzt gibt es verschiedene Wege, um für das richtige Licht zu sorgen, je nach vorhandenem Equipment.
1. TageslichtJeder, der ein Fenster in seiner Wohnung hat, kann mit Tageslicht fotografieren. Dazu stellt man seine gewünschte Umgebung, wie z.B. eine Korkrückwand, direkt vor ein Fenster. Wichtig ist dabei, dass kein direktes Sonnenlicht eintritt. Ein leicht bewölkter Himmel ist ideal. Der Vorteil ist das sehr natürliche Licht und die weiche und nahezu schattenfreie Ausleuchtung. Klarer Nachteil ist die geringe Leuchtkraft. Besitzer digitaler Spiegelreflexkameras mit Makroobjektiven werden für eine scharfe Aufnahme ein Stativ benötigen. Mit den meisten Kompakt- oder Bridgekameras sollten hingegen bereits aus der Hand tolle Aufnahmen entstehen. Natürlich sollte man bei der Benutzung von Tageslicht den internen Blitz immer ausschalten!
2. Direktes Blitzen

Direktes Anblitzen sollte eigentlich immer vermieden werden, da sonst die Schattenbildung zu stark ist. Um das harte Licht etwas abzuschwächen kann man einen Diffusor benutzen oder einfach ein weißes Blatt Papier vor den Blitz halten. Die Ergebnisse mit direktem Blitzlicht sind trotzdem niemals optimal.

3. Indirektes Blitzen

Die Idee beim indirekten Blitzen ist ganz einfach. Anstatt den Blitz direkt auf das Motiv zu richten, sucht man eine große, weiße Fläche (z.B. Wand, Tür) und richtet den Blitz in einem solchen Winkel auf die Fläche, dass das reflektierte Licht auf das zu fotografierende Objekt fällt. Das Ergebnis ist ein deutlich weicheres Licht und nur schwache Schattenbildung. Allerdings benötigt man dafür einen ausrichtbaren Blitz, der meist zwischen 100 und 300€ kostet.
Digitale Spiegelreflexkamera mit Systemblitz, ausgerichtet um über eine weiße Tür indirekt zu blitzen.

4. LichtzeltMan kann die gewünschte Umgebung auch in ein Lichtzelt stellen und dieses von außen mit Strahlern ausleuchten. Je nach Anzahl und Platzierung der Strahler erreicht man damit eine nahezu schattenfreie Ausleuchtung. Ein Lichtzelt mit zwei einfachen Lampen mit Tageslichtglühbirnen bekommt man bereits für um die 50€. Die Anschaffung ist damit deutlich günstiger als ein Systemblitz. Der Nachteil ist der gleiche wie beim Tageslicht - für Spiegelreflex-Kameras reicht die Leuchtkraft nicht aus, so dass ein Stativ benutzt werden muss. Das Ergebnis der Fotos kann sich allerdings sehen lassen.
Lichtzelt mit zwei Tageslichtleuchten.

Fazit

Ich persönlich nehme meine Tiere zum Fotografieren in den meisten Fällen aus dem Terrarium raus und benutze entweder ein Lichtzelt mit zwei Tageslichtlampen, oder blitze indirekt mit einem Systemblitz. Gute Ergebnisse erreicht man aber auch mit der beschriebenen Tageslicht-Methode.

Fotografiert mit Systemkamera Sony NEX-5 mit Lichtzelt.
Fotografiert mit Spiegelreflexkamera Nikon D-200 und Systemblitz SB-600, indirekt gegen Reflektor geblitzt.

Hier geht es zum nächsten Beitrag dieser Serie:
5. Bildbearbeitung - der letzte Feinschliff mit Photoshop und Co.

Montag, 2. Januar 2012

Vogelspinnen fotografieren - Das richtige Zubehör

Willkommen zum dritten Teil der Serie "Vogelspinnen richtig fotografieren".

3. Das richtige Zubehör - Licht, Stativ und Co.
Für ansprechende Makroaufnahmen benötigt man neben der entsprechenden Kamera auch das richtige Zubehör. Die wichtigsten Utensilien möchte ich Euch kurz vorstellen und wenn möglich auch kostengünstige Empfehlungen aussprechen.

Stative

Ein Stativ dient der Stabilisierung der Kamera beim Auslösen, um Unschärfen durch lange Verschlusszeiten zu vermeiden. Üblicherweise hat ein Stativ drei Beine, die sich zur Verlängerung ausziehen lassen. Einbeinstative oder Bohnensäcke sind für die Fotografie von Vogelspinnen eher ungeeignet.

Je nach Einsatz gibt es verschiedene Stativköpfe, an die die Kamera montiert wird. Für den schnellen An- und Abbau empfehlen sich Stativköpfe mit Schnellwechselplatte.

Die Preise für Stativ + passendem Kopf beginnen bereits ab ca. 20 Euro und reichen bis zu mehreren hundert Euro. Die Wahl hängt letzten endes vom Geldbeutel, vom Einsatzzweck, aber auch von der Kamera ab.

Für leichte Kompakt- Bridge- oder Systemkameras eignen sich auch bereits günstige Komplettlösungen, wie z.B. das Cullmann PRIMAX 150.

Für den Einsatz von Spiegelreflexkameras in Verbindung mit größeren Makro-Objektiven sind diese aber meist zu schwach und man ist leider gezwungen etwas tiefer in die Tasche zu greifen.

Ich persönlich benutze für meine relativ schwere Nikon D200 ein Manfrotto M-Y 732CY Carbon Stativ in Verbindung mit dem Bilora 1157 Professional Kugelgriff. Die Kombination bietet mit etwas über 100€ ein hervorragendes Preisleistungsverhältnis und eignet sich zudem noch als leichtes Reisestativ.

Fernauslöser

Das manuelle Betätigen des Auslösers kann selbst bei der Verwendung von Stativen noch zu Verwacklungen führen. Zu diesem Zweck gibt es für die meisten Spiegelreflex-Kameras Fernauslöser, wie Kabelfernauslöser oder drahtlose Infrarot-Auslöser.

Dieses Zubehör ist allerdings nicht unbedingt notwendig. Ersatzweise benutzt man einfach die Selbstauslöser-Funktion der Kamera. Bei Spiegelreflex-Kameras empfiehlt es sich außerdem, die Spiegelvorauslösung zu aktivieren.

Beleuchtung

Licht ist der wichtigste Faktor in der Fotografie. Es gibt zahlreiche Mittel und Wege, das Licht zu beeinflussen. Einige davon möchte ich näher erläutern.
  • Available Light - Man verzichtet auf jegliche zusätzliche Lichtquellen. Meistens bedeutet das aber auch, dass entweder eine hohe Filmempfindlichkeit auf Kosten der Qualität genutzt werden muss, oder aber die Verschlusszeiten sehr lang werden. Ein Stativ ist daher meistens unabdingbar.
  • Eingebauter Blitz - Die Benutzung des eingebauten Blitzes hat besonders bei Makro-Aufnahmen viele Nachteile. Durch den geringen Abstand zum Objekt kommt es oft zu Schattenbildungen, aber auch zu Überbelichtungen. Zudem ist der eingebaute Blitz starr, wodurch man nicht indirekt blitzen kann. Etwas Abhilfe können bei Spiegelreflex-Kameras sogenannte Diffusoren schaffen, die über den Blitzschuh befestigt werden. Sie streuen das Blitzlicht und machen es so etwas weicher. Einen ähnlichen Effekt erhält man, wenn man einfach ein weißes Blatt Papier oder Stoff vor den Blitz hält.
  • Systemblitz - Werden entweder über den Blitzschuh direkt an der Kamera befestigt, oder über ein Kabel bzw. Infrarot ausgelöst. Sie bieten gegenüber dem eingebauten Blitz wesentliche Vorteile. Sie verfügen über eine höhere Leitzahl und ragen durch ihre erhöhte Bauweise meist über das Objektiv, wodurch Schattenbildung reduziert wird. Außerdem lässt sich der Kopf meist in alle Richtungen drehen und schwenken, wodurch man in der Lage ist indirekt (z.B. über eine Wand) zu blitzen, was ein deutlich weicheres Licht erzeugt. Außerdem sind verschiedene Diffusoren und Softboxen als Zubehör erhältlich, die auch beim direkten Anblitzen dafür sorgen, dass das Licht weicher und Schatten abgeschwächt werden.
  • Ringblitz - Werden direkt am Objektiv montiert, was eine komplett schattenfreie Ausleuchtung des Objektes ermöglicht. Sie eignen sich damit besonders gut für die Makro-Fotografie. Qualitativ hochwertige Lösungen sind allerdings auch entsprechend teuer.
  • Strahler - Sehr kostengünstig ist die Nutzung von einem oder mehreren Strahlern. Dies können z.B. ganz normale Schreibtischlampen, aber auch professionelle Studioleuchten sein. Die verwendeten Leuchtmittel sollten dabei am besten die Farbtemperatur von Tageslicht haben. Strahler werden gerne in der Produktfotografie in Verbindung mit Aufnahmetischen oder Lichtzelten eingesetzt.

Lichtzelte / Aufnahmetische
Lichtzelte und Aufnahmetische lassen sich sehr gut in Kombination mit Strahlern oder Systemblitzen verwenden. Kleinere Lichtzelte sind relativ günstig erwerbbar, wie z.B. der 50er Lichtwürfel von Walimex. Sowohl Aufnahmetische als auch Lichtzelte lassen sich allerdings auch relativ einfach und kostengünstig selber bauen. Anleitungen dazu gibt es jede Menge im Internet. Mit etwas Phantasie kann man aber auch eigene, extra auf die Fotografie von Vogelspinnen abgestimmte, Lösungen bauen. Näheres dazu im nächsten Blogbeitrag "Die richtige Umgebung - muss ich die Vogelspinne zum Fotografieren aus dem Terrarium nehmen?".
Nahlinsen
Wer eine Kamera mit Gewinde am Objektiv besitzt, der kann die Anschaffung einer Nahlinse in Betracht ziehen. Einen sehr guten Artikel dazu gibt es hier: Nahlinse oder Makroobjektiv?
Es gibt auch Modelle mit sogenannten Schnappfassungen, die sich auf verschiedene Gewindegrößen einstellen. Ein meiner Meinung nach sehr hochwertiges Modell mit hervorragendem Preisleistungsverhältnis ist der Raynox DCR-250 Makro Vorsatz.

Fazit

Welches Zubehör ihr wirklich benötigt hängt ganz von Euren Ansprüchen und der jeweiligen Kamera ab. Ein Stativ sollte auf jeden Fall zur Grundausstattung eines jeden Fotografen gehören. Für Besitzer einer Spiegelreflex-Kamera kann außerdem die Anschaffung eines System- oder Ringblitzes sinnvoll sein. Sparfüchse und Besitzer von Kompakt- Bridge- oder Systemkameras können den Erwerb von Strahler, optional in Verbindung mit einem Lichtzelt oder Aufnahmetisch, in Betracht ziehen.

Hier geht es zum nächsten Beitrag dieser Serie:
4. Die richtige Umgebung - muss ich die Vogelspinne zum Fotografieren aus dem Terrarium nehmen?